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Mein veganes Gericht für Sobanudeln in Cashew-Kokoscreme und ein Workshop für die perfekte Pflanzensahne

joshua mit einem teller sobanudeln vegan

Ich hab es getan. Ich hab mir ein Kochbuch von Attila Hildmann ausgeliehen. Warum? Zum einen aus Neugier. Zum anderen aus journalistischer Professionalität. Vor allem aber war es der Zufall, falls es den überhaupt gibt. Geplant hatte ich es natürlich nicht.

Aber wie ist es passiert? Es war ein grauer November Nachmittag. Es war kühl, dunkel und Zoé, ich und Hugó standen in einer warmen Oase. Das war die Georg Maurer Bibliothek. Da sind wir in letzter Zeit häufiger. Denn zum einen stellen Zoé und ich dort ab Februar 2022 unsere Malerei aus. Zum anderen aber natürlich auch wegen der Bücher.
Ich schaute mich um, ob ich nicht etwas Interessantes finden würde. Als erstes entschied ich mich für Michael Endes Unendliche Geschichte, weil mich das Titelbild so gut gefiel, Zoé fand Deprak Chopras Buch der Geheimnisse und dann wollten wir uns eben noch ein veganes Kochbuch ausleihen. Das machen wir eigentlich immer, wenn wir in der Bücherei sind.

Ich stand also vor dem Regal und griff einfach mal hinein. Und dann hielt ich es in meinen Händen: Vegan to go, von Attila Hildmann.
Zoé war fast erschrocken und meinte, wir könnten das nicht ausleihen. Die Bibliothekarin, die auch wegen der Ausstellung eine besondere Beziehung zu uns hat, spürte irgendwie, was passiert war, und war plötzlich von ihrem Pult Teil des Gesprächs.
„Aber wenn Adolf Hitler ein Kochbuch geschrieben hätte, dürfen wir das auch nicht ausleihen?“, fragte ich.
Zoé schaute mich so an, dass ich kurz nachdachte, ob man die Frage überhaupt in einer Bibliothek aussprechen darf.
„Aber die Gerichte sind halt gut. Deswegen steht es ja auch noch in den Regalen“, verteidigte sich die Bibliothekarin. Vor wem eigentlich, konnte ich aber gar nicht genau sagen.

Beides, sowohl Zoés Reaktion als auch die der Bibliothekarin, löste eine Faszination bei mir aus. Fast schien es so, als sei Attila Hildmann nicht einfach nur eine verlorene Seele, ein armer Irrer, sondern ein veruchter Hexenmeister, dessen großen Arkanen, seine dunklen Geheimnisse ich gerade in meiner Hand hielt.
Kurz hielt ich inne. Zoés Aussage, dass wir das Buch nicht ausleihen könnten, reizte mich außerdem. Ich dachte kurz nach. Vieles ist ungewiss, kaum etwas kann man mit Sicherheit sagen, doch eines ist klar: Das Universum liebt dich und spricht ständig mit dir.
Was wollte es mir also damit sagen? Ich beschloss es herauszufinden, das Unerhörte zu wagen, den totalen Tabubruch zu vollziehen und lieh mir Attila Hildmann aus der Bücherei aus.

Einen Tag später. Ich sitze mit einer Tasse Kamillentee an meinem Schreibtisch und vor mir liegt das verbotene Buch. Ich muss zugeben, dass mich Attila vorher gar nicht so sehr interessiert hat. Ich bin ohne ihn vegan geworden, wohnte zu der Zeit seiner größten Medienpräsenz im sonnigen Portugal und hatte nur einmal in meinem Leben ein Buch von ihm gesehen. Das war 2019 in Hannover. Da hatte ich auf einem veganen Kunstfestival ausgestellt und für die Tage der Veranstaltung im Büro der Organisatoren übernachtet. Und dort lag eben ein Kochbuch von Attila herum. Ich wusste gar nicht, wer er war, fand aber schon da, dass der Typ auf dem Titelbild (das war natürlich Attila) irgendwie eine merkwürdige Energie hatte, um nicht zusagen, ein bisschen bescheuert aussah. Innerlich verkrampft und so gar nicht entspannt saß er da auf einem Fahrrad. Aber gut. Zurück zu „Vegan to go“. Hier sitzt Attila an einem Strand an eine Mauer gelehnt und hält dabei einen Smoothie und einen Wrap in der Hand. Wieder sieht er ein bisschen komisch dabei aus, was vielleicht aber auch einfach ans einem Gesicht liegt. Ich schlage das Buch auf:

Auf der Umschlaginnenseite erfahre ich gleich mehr über Attila, ich les schnell drüber und blätter weiter. Es folge zwei Fotos von ihm. Ich blätter weiter. Aber der Fokus bleibt erstmal auf Attila gerichtet. Ich sehe, wie er in Hollywood joggen geht oder in der Sonne trainiert. Dabei erfahre ich, wie er dazu beigetragen hat, dass die vegane Ernährung plötzlich trendy ist. Sexy, attraktiv und frisch eben. Seinen Beitrag dazu kann ich nicht beurteilen, aber der Rest scheint einer seiner wenigen Momente zu sein, wo wir ihm mal nicht widersprechen wollen..

Mittlerweile bin ich bei Seite 27. Ein Rezept habe ich bisher noch nicht gefunden, dafür lese ich gerade Attilas Text „On the Road, survival of the vittest“ und warum eine Tanke ein guter Anlaufpunkt sei, wenn wir von Aliens angegriffen werden. Nun, er war vielleicht immer schon verrückt, hat es auch nie versteckt, doch wir wollten es einfach nur nicht sehen.
Ich bin mittlerweile voll im Attila Universum angekommen. Ich lerne, wie cool man rüberkommt, wenn man vor einer Halfpipe sitzt und seinen Matcha mixt, über das Brainwashing der Medien und wieviel Coolnes mir eine Retrodose vom Militär bringen kann.

Ich schaue kurz auf und spreche mit Zoé. Sie schaut mich zweifelnd an. Habe ich tatsächlich zuviel Begeisterung in meine Stimme gelegt? Was ich bisher zugeben muss. Letzte Woche hatte ich mir das Bosh Kochbuch ausgeliehen. Bisher gefällt mir Attilas Buch besser. Er ist zwar irgendwie ein bisschen lächerlich, aber er schreibt auch einige richtige Dinge.
Stop! Darf man das schreiben? Darf ich das überhaupt denken? Ich muss mich ernsthaft fragen, ob ich langsam dem Hexenmeister verfalle. Ist es schon zu spät. Das Buch zuzuschlagen ist keine Option – vor allem weil ich bisher erst auf Seite 32 bin und noch immer kein Rezept gesehen habe.

Jetzt endlich. Auf Seite 36 geht es los. Ein Toastbrot namens „Venice Skater“ macht de Anfang in Attilas Starensemble veganer Gerichte. Ich blätter weiter, bis ich bei der Gemüselasagne mit Tomatensauce und Mandelcreme hängen bleibe. Lasagne ist eines meiner Lieblingsrezepte. Ich hab es gefühlt schon eine Million mal gekocht und suche noch immer nach Tipps, wie ich mein Rezept noch verbessern kann. In jedem Kochbuch, was ich in die Hände bekomme, schaue ich nach, wie der Autor die Lasagne macht.
Nun, Attilas Version liest sich gar nicht schlecht, haut mich jetzt aber auch nicht vom Hocker. Mein Rezept kannst du übrigens gerne hier checken:
Vegane Lasange Bolognese

Ich blätter weiter. Zunächst seh ich viel Pasta, die eigentlich zwar liebe, aber aufgrund der Gluten in letzter Zeit doch meide. Attila hat mit Gluten offensichtlich kein Problem. Fast alle seine Rezepte sind voll damit.
Auf Seite 182 bleibe ich hängen. Einen Sobannudelsalat mit Paprika, Erbsen, Avocado und Sesam-Ingwer-Dressing. Die Soba Nudeln sind aus Japan und traditionell aus Buchweizen, also ohne Gluten. Ich kannte sie noch gar nicht. Meine Neugier ist geweckt und ich entscheide mich, dieses Rezept zu kochen.

Der Rest des Buches ist schnell durchgeblättert. Die Süße Abteilung sieht durchaus interessant aus. Aber erstmal leg ich Attila wieder aus der Hand.

Kommen wir also zu dem Sobanudelsalat.
Ich überlege eine Weile, wo ich überhaupt Sobanudeln herbekommen kann. Einen Tip bekomme ich von Wieland, der uns noch einmal besucht, bevor er nach Kolumbien fliegt. In der Innenstadt gibt es einen großen Asien Supermarkt.

Genau den wollte ich schon immer mal anschauen. An einem wieder grauen November Vormittag schwinge ich mich also auf mein Fahrrad und fahre los. Als ich in der Innenstadt ankomme, schaudert es mich. Es ist Donnerstag und es ist ein düsterer Ort. Ein dunkler Zauber liegt über den breiten Fußgängerzonen und den schönen, alten Häusern. Es ist der Zauber von Geld, von einem kalten Tod. Die Sklaven von Babylon stehen in schlechten Klamotten in den Eingängen vor den leeren Geschäften, rauchen Zigaretten und werfen sich gegenseitig böse Blicke zu. Dazwischen baut das fahrende Volk seine ungewisse Zukunft auf. Ja, der Leipziger Weihnachtsmarkt soll stattfinden, nur ohne Glühwein oder am Ende doch nicht? So richtig weiß das momentan noch niemand. Es scheint auch Kretschmer selbst nicht. (Einen Tag später war es dann klar, alle Weihnachtsmärkte wurden abgesagt, die Händler konnten wieder abbauen, einpacken und nach Hause fahren)

Ich schlängel mich also durch diese graue Kälte und komme schließlich an meine Ziel an. Ein bisschen Stolz bin ich schon auf mich, dass ich den Weg so einfach gefunden habe. Aber gut, die Selbstbeweihräucherung für meinen großartigen Orientierungssinn folgt vielleicht ein anderes Mal. Jetzt lieber zurück zum Asia-Supermarkt.
Gespannt und ein bisschen voller Vorfreude betrete ich den Laden. Zunächst schlägt eine Welle von Enttäuschung über mich ein. Statt einen gut sortierten Lebensmittelladen wirkt dieses Geschäft eher wie die meisten China Läden, die ich auf meiner Reise um die Welt gesehn habe. Also ein Irrgarten aus hohen Regalen, die alle voll mit irgendeinem Plastikmüll gestopft worden sind.

Doch der Enttäuschung folgt eine positive Überraschung. Ich frage den übrigens sehr netten Verkäufer nach Sobanudeln und er führt mich die Treppe rauf zu einem Regal voller Nudeln. Hier drückt er mir eine Packung in die Hand. Ich kann meinen Augen gar nicht glauben, aber es sind wirklich Bio-Sobannudeln.
Während der Verkäufer wie ein geschäftlicher, guter Geist wieder zwischen den Regalen davon schwebt, bestaune ich noch meinen Fund. Sobanudeln, made in Australia, the japanese way.
Ok, eine leichte Ernüchterung macht sich breit. Warum kommen meine Nudeln aus Down Under? Ich drehe die Packung um, und meine Ernüchterung vertieft sich zu einer Enttäuschung. Denn meine Nudeln bestehen nur zu 30% aus Buchweizen.

Also schaue ich mir auch die 15 anderen Marken Sobanudeln an, die noch im Regal liegen. Sie haben alle nur zwischen 3 und maximal 10% Buchweizen Anteil. So gesehen hatte ich mit meinen Australischen Teigwaren ja noch richtig Glück. Etwas weniger euphorisch als zuvor, verlasse ich den Laden und mache mich zurück auf den Heimweg. Nach Plagwitz. Dort, wo die Wände noch bunt sind und das Leben noch schön ist.

Ich hab nochmal aufs Attilas Rezept geschaut und festgestellt, dass er sowohl Oliven- als auch Sesamöl benutzt. Da ich im Moment aber überwiegend Ölfrei koche, hab ich mich entschieden, das Rezept lediglich als Inspiration für ein eigenes Rezept zu nutzen:

So sieht es aus, wenn es fertig ist: Sobanudeln in Cashew-Kokos-Creme

Also, Avocado klingt gut. Ich nehm zwei und benutzt sie als Sauce. Das wird quasi mein Dressing. Ich benutz dafür wie Attila eine Limette und etwas Ingwer. Für die extra Cremigkeit mixe ich noch ein wenig Cashew-Kokossahne runter.

(Die Zutatenliste findest du weiter unten)

Workshop für Pflanzensahne:

Die Cashew-Kokossahne ist ein echter Hit. Ich benutze sie in ähnlicher Form auch als Bechamel. Die Grundlage sind eingeweichte Cashews. Ich weiche sie immer in etwas salziger Gemüsebrühe ein. Welche Richtung deine fertige Sauce/Sahne gehen soll, kannst du bei der Auswahl des Gemüses schon bestimmen.
Für das Sobanudel-Gericht nehme ich eine Brühe aus Poreé, Süßkartoffel, Brokoli und Möhre.

In diese Brühe lasse ich die Cashews mindestens 20 Minuten ziehen.

Dann gebe ich die Cashews mit der Brühe in den Turbomixer. Dazu kommt noch etwas Pflanzenmilch. Hier kannst du wieder weiter die Richtung für deine Pflanzensahne bestimmen. Für eine Bechamel nehme ich zum Beispiel eine ungesüßte Sojamilch. Für das Sobanudelgericht und viele andere asiatische Rezepte passt aber sehr gut Kokosmilch oder Kokos/Reis-Milch.

Ich nehme Kokosmilch und vermische alles gut. Dann gebe ich noch mehr Kokosmilch und Gewürze hinzu. Das ist jetzt schon die Abrundung. Nimm dabei, was dir am besten schmeckt. Ich entscheide mich dieses Mal für etwas Pfeffer, Chilli, Koriander und Petersilie.

Die Kokos-Cashew Sahne vermische ich nun mit der Avocadocreme, schmecke diese noch mal gut ab und stelle die Creme abgedeckt zur Seite.

Jetzt brate ich die Gemüsestreifen und die Cherrytomaten in einer Keramikpfanne mit etwas Sojasauce an. Wenn die ganze Sojasauce verbrate ist, gebe ich etwas Gemüsebrühe dazu. Als Gemüse verwende ich Möhrenstreifen, Erbsen und Knoblauch.

Nun koche ich die Sobanudeln. Ich habe eine 270 Gramm Packung gekauft. Darin waren drei Bündel Sobanudel a 90 Gramm. Ein Bündel reicht für eine Person, drei Bündel sind also genug für drei. Ich koche die Sobanudeln für drei Minuten in kochendem Salzwasser. Dann gieße ich das Wasser ab und vermenge die Sobanudeln in der Pfanne erst mit dem Gemüse, dann mit der Sauce.

Fertig ist der Teil am Herd, aber noch hast du zwei fantastische Möglichkeiten. Du kannst das Gericht sowoht als Sobanudeln in Avocado/Kokoscreme mit freinen Möhrenstreifen und Erbsen genießen, oder aber alles für eine Nacht im Kühlschrank ruhen lassen und am nächsten Tag als asiatischen Nudelsalat genießen. Das war ja ursprünglich mal Attilas Idee

Hier noch einmal die Zutaten im Überblick:

Sobanudeln
270 Gramm Sobanudeln

Für das Gemüse:
2 große Möhren
150 Gramm Erbsen
2 Knoblauchzehen
5 Cherry Tomaten
5 Esslöffel Sojasaue

Für die Acocado-Kokos-Creme:
2 reife Avocados
150 ml Kokosmilch

Gemüsebrühe

Salz
Pfeffer
und Gewürze deiner Wahl

Das war es also mit dem Nudelsalat. Aber kommen wir noch einmal zurück nach Attila. Es bleiben die Fragen: Darf man Attila Hildmann noch in einer Bücherei zum Verleih ausstellen? Und wenn Hitler ein Kochbuch geschrieben hätte, was wäre damit? Oder Stalin? Oder Toennis? Wo zieht man die Grenze? Was für ein Arschloch muss man sein, damit man der Öffentlichkeit vorenthalten wird. Und wer entscheidet das?

Ich habe mit verschiedenen Freunden geredet. Einmal mit Wieland, mit Zoé und auch mit Joff, den du vielleicht aus den vorherigen Blogs schon kennst.

Das ist die Zusammenfassung: Es ist schwierig, das Werk eines Künstlers von dessen Person zu trennen. Aus wissenschaftlicher Relevanz sollte man bestimmten Werken jedoch vielleicht trotzdem einen Platz in der Bücherei einräumen, dann allerdings nicht ohne die Kontextualisierung.

Aber ganz ehrlich, welche Relevanz hat Attila Hildmann überhaupt. Ich finde, er hat so viel Scheiße gelabert, dass wir froh sein können, dass er in die Türkei geflüchtet ist und wir uns nicht weiter mit dem Wahnsinn in seinem Kopf auseinandersetze müssen. Seine Rezepte sind nicht schlecht, aber auch nicht mehr besonders innovativ.

Ich wurde tatsächlich auch ohne Attila immer lecker und rein pflanzlich satt. Also irgendwie scheint er mir zu Gestern gehören, ein Gespenst aus alten Zeiten, und sein Platz sollte eigentlich die Mülltonne sein. Die Regale in der Bücherei können wir dann mit etwas neuem füllen. Frisch, bunt und sexy und dabei mit Liebe, Mitgefühl und Respekt – vor jedem Leben.

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