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Berlin, Leipzig und vegane Rohkost – was ist dein place to be?

vegane Rohkost und Joshua

Also, meine Mutter findet vegane Rohkost fürchterlich. Oder zumindest kann sie sich nicht vorstellen, davon satt zu werden. Probiert hat sie es aber noch nie.
Zwei 15 Jährige vor mir an der Supermarktkasse finden Berlin total cool und feiern Moabit, Wedding und das neue Schöneberg. Selbst dort waren sie allerdings noch nie.

Vielleicht fragst du dich jetzt, was vegane Rohkost und unsere Bundeshauptstadt gemeinsam haben. Das ist gar keine so lange Geschichte. Und ich erzähl sie dir gerne. Angefangen hat alles bei mir im Treppenhaus in unserem wunderschönen Altbau in Leipzig Plagwitz.

Ich komm mit meiner Hündin Shiva die Treppen hoch. Übrigens sie ernährt sich vegan, genau wie meine kleine Familie und ich, aber das ist eigentlich ein anderes Thema. Wollt ich nur mal so am Rande erwähnen, weil ich ständig irgendwo den Unsinn lesen muss, Hunde könntest du nicht vegan ernähren.

Aber zurück zu meiner Berlin-Rohkost Parabel. Ich komm also mit Shiva die Treppe hoch. Neben uns geht die Tür auf. Jof, unser Nachbar packt gerade für seinen zweiwöchigen Ausflug nach Warschau. Shiva freut sich total. Das hat mehrere Gründe:
1. Jof ist total nett.
2. Jof hat auf Shiva aufgepasst, als wir für sechs Wochen in Ungarn waren, um unseren VW Bulli abzuholen. Und in dieser Zeit sind sie gute Freunde geworden.
3.Shiva ist super sozial, überhaupt nicht ängstlich und liebt es, wenn sie jemandem begegnen kann.

Jof und ich fangen an zu quatschen. Das machen wir fast immer, wenn wir uns treffen. Er ist DJ und wohnt eigentlich in Berlin. Aber seit ein paar Monaten mietet er die Wohnung neben uns.
„Willst du eigentlich in Leipzig bleiben oder zurück nach Berlin gehen, wenn Lena zurückkommt?“, frag ich ihn. Lena ist unsere eigentliche Nachbarin. Gerade ist sie aber mal wieder für viele Monate in der Welt und vermietet deshalb ihr Wohnung.
„Auf jeden Fall bleiben, wenn es irgendwie klappt“, meint Jof.

Und dann erzählt er mir, wie sehr er Leipzig liebt. Dass er das Gefühl hätte, dass dies die Stadt sei, wo gerade total viele super Leute etwas ganz Tolle entstehen lassen, dass hier etwas wachsen würde, dass hier noch lange nicht das Maximum erreicht wäre, sondern es immer noch so viele Möglichkeiten gäbe. „Leipzig ist einfach der Place to be“, schließt er seinen schwärmerischen Monolog.
Ich muss dabei an einen Influencer aus Berlin denken, der das selbe über seine Stadt schrieb. Auf irgendeinem belanglosen Foto stand er irgendwo im Prenzelberg und war der Meinung, dies sei der „place to be“.

Ich selbst habe ja auch viele Jahre in Berlin gewohnt. Dann bin ich um die ganze Welt gereist und schließlich in Leipzig gelandet. Und hier hatte mich immer wieder die Sehnsucht nach Berlin gepackt. Angefeuert durch die vielen Leute, die von der Stadt schwärmen.

Nun wollte es das Schicksal so, dass wir nur ein paar Tagen nach dem Gespräch mit Jof eine Veranstaltung in Berlin hatten. Ich war schon sehr gespannt, wie meine alte Liebe auf mich wirken würde. Vor allem nachdem ich das Glück hatte, schon eine ganze Weile im Leipziger Westen zu leben. Was ich dann aber in Friedrichshain und Prenzelberg erleben sollte, war ganz anders, als was ich erwartet hatte. Doch dazu später mehr.

Lassen wir Leipzig und Berlin mal kurz zur Seite und kommen zu einem anderen Teil dieser Geschichte. Du musst verstehen, der Artikel ist quasi so aufgebaut, dass die beiden Themen Doppelpass miteinander spielen. Und nun ist vegane Rohkost am Ball.

Kurz ausgeholt: Meine Freundin Zoé hatte im Mai eine Smoothie-Detox angefangen. Also für drei Wochen ernährte sie sich hauptsächlich von Smoothies. Sie war begeistert und fühlte sich jeden Tag besser und fitter. Als dann die drei Wochen vorbei waren, hatte sie gar keine Lust mehr auf die Dinge, die wir vorher so gegessen hatten.
Es gab nur ein kleines Problem. Sie hatte auch überhaupt keinen Bock mehr auf Smoothies. Die Lösung des Dilemmas? Zoé entdeckte Rohkost für sich.

In dieser Zeit waren wir gerade in Ungarn. Es war Hochsommer und wir mussten darauf warten, dass unser neuer Bulli endlich aus der Werkstatt kam. (Wie oben schon erwähnt, war das die Zeit, in welcher Jof und Shiva gute Freunde wurden).
Die ersten Tage ihres Rohkostlebens aß Zoé eigentlich nur Obst. Vor allem Wassermelone, Erdbeeren und Bananen. Ich selbst bin zwar schon mein ganzes Leben ein großer Fan von frischen Früchten, aber nichts anderes zu essen, schien mir zu diesem Zeitpunkt irgendwie nicht besonders verlockend. Meine Begeisterung für Zoés Rohkost-Diet wuchs auch nicht sonderlich, als Zoé anfing ihr Repertoire um Gazpacho zu erweitern.

Erst als Zoé und ihre Mutter eine Zoodle-Maschine herauskramten und aus Zucchini Nudeln zauberten, horchte ich das erste Mal auf. Ich probierte und musste anerkennen, dass es wirklich sehr gut war. Aber Zoé fing jetzt erst an. Es folgte Blumenkohlreis. Ich aß mit und war begeistert. Nun zauberte Zoé sich zur jeder Mahlzeit ein super leckeres Gericht, voller Vitamine und ohne Öl. Ich dagegen saß immer häufiger hinter meinem Teller und fragte micht, ob ich nicht lieber auf den Rohkostzug Richtung „Awesome“ aufspringen sollte.

Dann gab es wieder ein schicksalhaftes Ereignis, welches mein Leben für immer verändern sollte.
Es war der Abend, an dem wir uns von Zoés Eltern, die selbst in den Urlaub fuhren, verabschiedeten. Zoés Eltern hatten für mich extra vegane Pancakes Hortobágyi gemacht. Das sind dünne Pfannkuchen, die mit einem Ragout gefüllt und dann nochmal paniert und frittiert werden. Ich hatte seit vielen Jahren davon geträumt, dieses Gericht einmal vegan zu essen. Die ganze Familie hatte zusammen gekocht. Ich hatte das Ragout gemacht, Zoés Papa die Pancakes und Zoés Mutter hatte sie dann zusammen mit Zoé und Hugó, das ist unser kleiner Sohn, gefüllt und frittiert. Ich konnte es noch gar nicht glauben. Wir saßen alle auf der Terrasse und vor mit stand ein großer Teller mit diesen vermeintlichen Köstlichkeiten.

Zoé saß neben mir und hatte sich wieder ein fantastischen Rohkost Gericht gemacht. Ich nahm den ersten Pancake, biss hinein und merkte schnell, dass sich mein Leben wohl geändert hatte. Statt den kulinarischen Orgasmus erlebte ich den totalen Absturz. Am Ende schaffte ich drei oder vier dieser Monster zu verspeisen, stand leicht übel auf und schleppte mich ins Bett. Mit einem unangenehmen Völlegefühl dachte ich über mein Leben nach. Vielleicht sollte ich auch mal für ein paar Tage diese super vitaminreiche, leichte Powerkost probieren, von der Zoé so schwärmte. Nur so zum Test. Was sollte schon passieren?

Also am nächsten Morgen gab es ganz viel Obst zum Frühstück und dann etwas später eine große Portion Zoodles mit veganer Käsesauce. Ein Traum. Ich konnte essen, soviel ich wollte, und ein paar Minuten später voller Energie herumlaufen.

Am Abend gab es Blumenkohlreis. Das war jetzt mein neues Lieblingsrezept. Zumindest bis zum nächsten Tag, als wir eine rohe Quiche mit getrockneten Tomaten und Oliven probierten. Köstlich.
Das war nun mein neues Lieblingsrezept. Bis Zoé am nächsten Tag roh-vegane Sommerrollen mit Erdnussdip machte. Ich hatte schon wieder ein neues Lieblingsrezept. So ging es jetzt jeden Tag. Kochen, oder besser gesagt, Essen zubereiten, machte wieder so unglaublich viel Spass. Wir entdeckten jeden Tag neue Möglichkeiten, fühlten uns so energiegeladen und sparten auch noch wahnsinnig viel Zeit, die wir sonst vor dunstenden Pfannen und Töpfen verbracht hatten.

Allerdings zogen auch dunkle Wolken an meinem für Tage nur strahlenden Rohkost Himmel auf. Und zwar die Frage nach den nötigen Proteinen. Ich selbst mache viel Sport und musste feststellen, dass ich langsam immer hungriger wurde. Und ich hatte auch das Gefühl, nicht mehr so viel Kraft zu haben. Hat meine Mutter also vielleicht doch Recht? Kann man von Rohkost auf Dauer gar nicht satt werden.

Einige Tage wollte Zoé gar nichts davon hören. Dann bekam sie einen Newsletter von einem Roh-Veganen Influencer. In diesem befasste sich der gute Herr mit folgender Frage seine Follower: Wie bekommt man bei einer roh-veganen Ernährung die nötigen Proteine.

Seine Antwort war verblüffend, aber auch enttäuschend. Er behauptete, dass der allgemein gedachte Proteinbedarf nur Propaganda der Fleischindustrie sei und man gar nicht so viele Proteine bräuchte, wie immer behauptet werden würde.
Im Klartext: Er weiß auch nicht genau, wie du eine größere Menge an Proteinen bei veganer Rohkost bekommen kanst, du sollst dich aber nicht sorgen, denn du brauchst diese Proteine gar nicht.

Ich hielt inne. Ganz falsch lag er ja nicht. Du musst wirklich keine toten Tiere oder geklaute Muttermilch konsumieren, um Proteine zu bekommen. Das weiß jeder, der sich ein Bisschen informiert hat. Aber dass wir viel weniger Proteine bräuchten, als bisher angenommen? Ich machte das, was ich immer in so einer Situation tue. Ich schaute mir verschiedene Leute an. Was sagen sie und wie sehen sie aus. Von vielen Freunden und Bekannten, die sehr sportlich sind und über eine gesunde Muskulatur verfügen, konnte ich lesen, dass auch sie keine Tierprodukte brauchten, um ihren Proteinbedarf zu decken, aber sehr wohl großen Wert darauf legten, genug Proteine zu bekommen.

Und damit kam ich zu einer alten Erkenntnis. Dein Körper weiss am besten, was gut für ihn ist. Wenn du Hunger hast, fehlt dir irgendetwas. In meinem Fall eben Proteine. Ich beschloss, zwar weiterhin überwiegend roh zu essen, weil ich es wirklich liebe, aber meinen Speiseplan gezielt um pflanzliche Proteinquellen zu bereichern. Wie zum Beispiel: gekochte Linsen, Tofu oder Tempeh

Damit komen wir wieder zu Doppelpass der beiden Themen. Und nun der tödliche Pass auf das Thema Stadtwahl. Wir kommen also zum Abschluß und schließen den ganzen Kreis:

Wir waren an einem Freitag Abend in Friedrichshain angekommen. Mein kleiner Sohn hatte mega Lust auf vegane Pizza. Kein Problem. Dachten wir zumindest.
Wir bogen in eine kleine Straße ab und fanden auch direkt eine Pizzeria, die zumindest eine vegane Margherita anbot. Fast so, wie in Leipzig, dachten wir uns. Denn dort kann man eigentlich überall vegan essen, egal ob in der Eisenbahnstraße, am Boulevard Heine oder im Waldstraßenviertel.

Nach ein paar Minuten allerdings kam der Pizzabäcker raus und teilte uns mit, dass er leider doch keinen veganen Käse hatte.
Kein Problem, dachten wir. Wir sind ja mitten in Friedrichshain. Da wird man doch schnell eine andere vegane Option finden. Und schon am Straßenende sahen wir einen Vietnamesen an der Ecke. Wenn du das Leben liebst, dann liebt das Leben auch dich. Aber nicht in Berlin. Zwar konnten wir unseren kleinen Sohn auf dem Weg zur Straßenecke davon überzeugen, dass vegane Frühlingsrollen oder eine Wan Tan Suppe doch auch eine leckere Alternative zu einer Pizza wären, doch hatte wir mit dem Unfassbaren nicht gerechnet. Dieser Viatnamese hatte kein einziges veganes Gericht auf der Karte. Wir waren geschockt. Denn der Laden lag ja mitten in Friedrichshain und war zum andern noch ganz voll. Das heißt, dass alle diese Leute hier Aasfresser waren.

Zoé hatte noch Hoffnung, dass es sich um eine unrühmliche Ausnahme handeln würde. Wir waren doch in Berlin. Aber weit gefehlt. Denn jetzt begann unsere vegane Odyssee. Auch die nächsten beiden Pizzerien und der nächste Viatnamese hatten nicht eine einzige vegane Option auf der Karte. Ich fragte mich, ob wir in der Steinzeit gelandet waren, oder in Duisburg Nord. Aber nein, wir waren wirklich in Berlin Friedrichshain. Und wir fanden kein Restaurant, dass zumindest eine vegane Option anbot. Nun, vielleicht sind wir einfach durch die falschen Straßen gelaufen, aber trotzdem schockierte uns, dass all diese Läden auch noch voll besetzt waren. Denn auch in Berlin gilt ja wahrscheinlich die Regel, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt. Und trotzdem gibt es so viele traurige Adressen, in denen tote Tiere und geklaute Muttermilch verkocht wird.

Um es kurz zu machen: Am Ende kauften wir in Denns Bioladen ein paar Brötchen, Falafelbällchen, veganen Aufschnitt und ganz viel Obst. Damit machten wir einen wunderbaren Abend-Picknick auf einem der vielen tollen Spielplätze. Wenn du das Leben liebst, liebt es eben auch dich. Selbst in Berlin.
Auch der darauffolgende Samstag liess uns nicht unbedingt in Euphorie verfallen. Wo war das ganze Graffiti, dass wir aus Plagwitz gewohnt sind, wo diese Energie von Freiheit, Toleranz und neuer Ideen, die uns sonst durch die Straßen von Leipzig trägt?

Zurück zu Hause hatte Jof eine gute Erklärung: „Die meisten netten Leute sind halt nach Leipzig gezogen.“

Jetzt der Abschluss: Was will ich damit sagen?
Egal ob es darum geht, in welcher Stadt du dich am wohlsten fühlst oder welches Essen gut für dich ist. Du selbst solltest das eigentlich am besten wissen.
Den „place to be“ wird es so wohl nie geben. Ich denke vielmehr, dass du immer zur genau richtigen Zeit am richtigen Ort bist, es liegt nur an dir, was du daraus machst.
Und wie viel Sport für dich am besten ist und wieviel Proteine du dafür brauchst, wird dir dein Körper schon selbst sagen. Oder wie es mein lieber Freund Massimo mal so treffend formuliert hat: Die besten Erfahrungen sind immer deine eigenen!  

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